Tag der Druckkunst – Drucken in der Grundschule
Vor ein paar Tagen hat mich jemand per E-Mail gefragt, ob ich nicht eine Anleitung für eine Unterrichtsstunde nach Lehrplan zum Thema Drucken hätte. Solche Anfragen irritieren mich etwas, denn wer meinen „Style“ kennt, könnte wissen, dass ich von vorgefertigten Stunden nach Lehrplan wenig halte und sich überlegen, ob das nicht eine etwas merkwürdige Art der Kontaktaufnahme ist.
Nun ja, aber natürlich habe ich freundlich mit ein paar Tipps geantwortet, man weiß ja nicht in welch verzweifelter Lage das Gegenüber sich gerade befindet. Ich hoffe, ich konnte helfen! In meinem >> Buch „Hallo Kunst!“ findet sich das Thema „Drucken“ als Aufgabe mit dem Schmetterlingsdruck in ganz einfacher Form und deshalb dachte ich mir, ich könnte dazu noch ein paar zusätzliche Ideen im Bastel-Blog zusammenstellen.
Meine Liebe zur Drucktechnik
Seit einigen Jahren gibt es einen „Tag der Druckkunst“ am 15. März (es ist kein offizieller „Welttag des …“, sondern eine rein deutsche Erfindung, aber – why not!). Aus diesem Anlass ging ich auf die Suche nach Beispielen, die ich selbst einmal früher gedruckt habe. In meinen Zwanzigern hatte ich die wunderbare Möglichkeit, Radierung und Aquatinta zu erlernen und war sehr von dieser Technik angetan. Die Abläufe, Druckpresse, Duft der Druckfarben, das Hadernpapier … Ich hätte liebend gerne damit weiter gearbeitet, aber leider erfordert vor allem der Tiefdruck ein gewisses Equipment, das mir nicht zugänglich war. Hier ein paar Ergebnisse aus der Zeit:
Also manuellen Drucktechniken sind eine echt feine Sache und man muss sich einfach darin verlieben. Aktuell habe ich eine Menge Spaß mit den Gelliplatten, wie in diesem Video auf >> YouTube zu sehen ist. Das sind zwar reine Monotypien, also Einmaldrucke, aber sie bieten eine Menge kreative Möglichkeiten und wer weiß, vielleicht starte ich doch noch mal mit den etwas aufwändigeren Techniken durch. You never know!
Maria, gib‘ uns endlich die Tipps!
Für den Grundschulunterricht sind die Gelliplatten vermutlich etwas zu teuer – es sei denn, Du hast ein richtig fettes Kunst-Budget (eine Platte kostet 10-20 €, kann allerdings mehrere Jahre verwendet werden bei guter Pflege). Das ist schade, denn die einfache Handhabung ist echt super.
Drucken heißt ja in erster Linie, ich drücke irgendein mit Farbe versehenes Dingens auf ein Blatt Papier und schaue was dabei rauskommt. Gerade beim Drucken sollte man entspannt an die Ergebnisse rangehen – meistens kommt es anders als man denkt. Für die Kids (und auch die Erwachsenen) ist das Seitenverkehrte des Drucks eine interessante Lernerfahrung. Bei Schriftzügen immer wieder eine lustige Überraschung.
Also – was gibt es für leicht umsetzbare Möglichkeiten?
Idee 1: Der gute alte Korkendruck
Simpler geht es nicht – alle sammeln fleißig Korken und los geht’s. Damit können auch die Jüngsten schöne Ergebnisse erzielen, wie man an dem Bild ganz oben sieht. Es ist wie eine Art Dot Painting mit gigantischen Punkten. Streicht 2-3 Farben (am besten Gouache oder Schultempera, da dauerhaft wasserlöslich, weitere Infos in diesem Artikel) auf Pappteller aus (keine dicken Kleckse, sondern am besten flach halten) und lasst die Kids damit Figuren und kleine Motive zusammensetzen.
Es ist sinnvoll, vorher selbst ein paar Versuche zu machen und Beispiele für die Kinder zu fabrizieren, die ihnen als Anregung dienen. Ich habe es nämlich bereits erlebt, dass manche den Korken lieber wie einen Pinsel benutzen … 😉
OK, nur Punkte sind auf Dauer etwas langweilig?
Dann könnt ihr kleine Rechtecke oder Quadrate zurecht schneiden. Spülschwämme eignen sich zum Beispiel super dafür, und natürlich auch Styoporstücke. Wellpappe gibt ebenfalls prima Druckstempel. Wenn man sie hochkant nimmt, lässt sie sich gut anfassen, ohne dass die Finger gleich mit Farbe verkleckern.
Idee 2: Drucken mit Abfall oder gesammeltem Material
Bist Du experimentierfreudig? Dann bist Du wahrscheinlich schon von selbst drauf gekommen – es gibt so viel Material, dass man als „Druckstempel“ nehmen kann. Luftpolsterfolie, Obstnetze, Pappstücke, Klorollen, Stoffreste, Styrochips, Blätter von Pflanzen, Wollfäden, Verpackungsverschlüsse und vieles was sonst in den gelben Sack kommt. Sammel‘ es einfach in >> Deine Bastelkiste, damit Ihr bei Gelegenheit aus dem vollen Schöpfen könnt.
Idee 3: Profi werden? – Drucken mit eigenen Stempeln und Schablonen
Linolschnitt kennen ja viele vom Hörensagen, aber für Grundschulkids ist der Umgang mit den Schneidemessern und den festen Platten meistens noch zu schwierig. Es gibt Alternativprodukte, sogenannte >> Styrene-Platten, in die man die Motive eindrücken oder einritzen kann. Starten würde ich aber mit selbstgefertigten Stempeln und Schablonen. Mit dem Korkenbeispiel habt Ihr ja schon einen ersten Stempel kennengelernt. Aber man will ja nicht immer nur Kreise drucken!
Für eigene Motive empfehle ich Moosgummiplatten oder alte PVC-Reste von Bodenbelägen. Die können die Kinder problemlos mit der Schere zuschneiden. Denkt daran, dass die Bilder im Druck seitenverkehrt werden. Startet mit einfachen Ideen – Herz, Apfel, Auto, vielleicht mal ein einzelner Buchstabe, bevor Ihr euch an komplexere Dinge wagt. Um das Drucken zu erleichtern und verschmierte Finger zu vermeiden, solltest Du die ausgeschnittenen Motive auf ein festeres Stück Pappe oder Holz kleben.
Diese Art des Druckens macht ab 3. / 4. Klasse Sinn, denn es erfordert eine klare Struktur. Das Entwickeln und Ausschneiden der Motive kann natürlich individuell erfolgen, aber für das Drucken solltest Du eine „Arbeitsstation“ einrichten. Arbeitskittel für alle sind unerlässlich! Die Druckfarbe (am besten wasserlösliche Linolfarbe oder eben wieder die bekannte Schultempera) wird auf einer ebenen Fläche (Acrylplatte / beschichte Holzplatte) am besten mit einer kleinen Walze dünn ausgerollt. Wenn Du keine spezielle Farbwalze (wie z.B. >> diese) hast, geht auch ein Standard-Farbroller aus dem Baumarkt aus Schaumstoff oder notfalls vertreibst Du die Farbe einfach dünnflächig mit einem breiten Pinsel.
Jetzt kurz die Stempel in die Farbe hineindrücken und dann auf einem Papier wieder abdrücken. Alternativ kann man auch das Papier auf den Stempel legen und darüber reiben. Oder die Farbe auf den Stempel rollern. Da muss man einfach austesten, was für die Kinder am besten funktioniert. Die ersten Abdruckversuche immer mit Schmierpapier oder anderen Papierresten machen, bis man ein Gefühl für den Ablauf hat! Solche Testdrucke kann man prima sammeln und in anderen Projekten als Collagematerial verwenden.
Und was ist jetzt Gelliprint?
Schau Dir einfach diesen Short auf YouTube an oder lies >> den Artikel „Meine Versuche mit Gelliprints“ – ich wünsche Dir viel Erfolg beim Drucken, bis bald!
Maria
Das ganze System „Hallo Kunst!“
findest Du in meinem Buch „Hallo Kunst! – Kunstunterricht Grundschule Klasse 1“:
Was ist mein Background?
Ich bin keine Fachpädagogin oder Didaktikerin, meine Anleitung kommt einfach aus meiner langjähriger Praxis mit Kunstworkshops an Grundschulen, aus dem Beobachten der Kinder und auch dem Erleben der Probleme der Lehrkräfte. Ich will damit vor allem all jenen Lehrerinnen und Lehrern eine Hilfe geben, die vielleicht fachfremd Kunst unterrichten wollen oder müssen und die ein simples System zu den kreativen Basics suchen.
#grundschule #farbkasten #kunstunterricht