„Zens“ – Sandsteinskulpturen
Anfänge als Bildhauerin
Ich habe zu Beginn meiner Laufbahn einige Jahre fast ausschließlich Steinbildhauerei gemacht, auch große Skulpturen. Ich habe es geliebt, fast immer draußen zu arbeiten. Stein ist ein wunderschönes Material, jede Variante hat ihre eigene Geschichte, die eng mit der Erdgeschichte verknüpft ist. Der Granit, den wir heute vielleicht als Küchenarbeitsplatte verwenden, ist zum Beispiel vor vielen Millionen Jahren entstanden und wurde ganz langsam durch Erosionsprozesse freigelegt.
Bei der folgenden Skulptur sieht man gut die Einschlüsse, die in dem Material vorhanden sind. Leider hat man in der Steinindustrie – befördert durch Ansprüche aus der Architektur – über Jahrzehnte vor allem Wert auf Reinheit und Homogenität des Steins gelegt. Alles, was eine kleine Abweichung hatte, galt als zweitklassig und wurde vernichtet, geschreddert oder zu Pflastersteinen verarbeitet. Eine riesen Verschwendung dieses einzigartigen Naturmaterials!

Wo sind die Skulpturen entstanden?
Du siehst hier eine Serie kleiner Sandsteinskulpturen. Ich habe sie bei einem längeren Aufenthalt in den französischen Cevennen gemacht. Warst Du vielleicht schon einmal dort? Unten siehst Du ein Foto vom Mont Aigoual, ganz in der Nähe habe ich damals gewohnt. Es ist eine unglaublich faszinierende Gegend, in der man ganz verschiedene Landschaftsformen und dazugehörige Pflanzen- und Tierarten auf kleinstem Raum finden kann. Und natürlich verschiedene Steinsorten …

Die Geschichte dieser Sandsteine
Die Sandsteine hatte ich auf einer Müllkippe gefunden! Ich vermute, es waren alte Bausteine, Fensterstürze und Treppenstufen, die wohl beim Abriss eines Hauses anfielen. Sandstein ist in der Oberfläche normalerweise eher körnig und rau – er besteht eben aus winzigen zusammengepressten Sandkörnern. Man kann ihn nicht polieren wie zum Beispiel Granit oder Marmor. Dieser hier ließ sich aber sogar schleifen – deshalb fühlt er sich jetzt samtig an wie eine Haut. Ich habe nie wieder einen Sandstein gefunden, der eine so außergewöhnliche Oberfläche hatte. Deshalb handelt es sich hier um ganz besondere Einzelstücke.









Woher kommen die Formen und der Titel?
Die Steine, die ich gefunden habe, waren ursprünglich quaderförmig. Die organische Form habe ich nach und nach daraus entwickelt. Meine Herangehensweise in der Steinbildhauerei ist beeinflusst von einem japanischen Bildhauer Makoto Fujiwara, der im Stein nicht einfach ein Material, sondern ein Gegenüber, eine Wesenhaftigkeit sah. Ich hatte zwar wenig Vorstellung von Zen-Buddhismus, aber dieses Verhältnis zur menschlichen Umwelt war mir sofort vertraut. Vielleicht weil ich auf dem Land aufgewachsen bin? 😉

In diesen Skulpturen habe ich den Steinen ein neues Wesen gegeben. Ich denke, auch ohne konkrete menschliche Form können Objekte eine Wesenhaftigkeit ausstrahlen, die uns emotional berührt. Dieses Thema der Wesen zieht sich übrigens durch meine ganze Arbeit.
