Kleine Schleifen

Diese Schleifenbilder sind für mich Porträts. Jede Schleife hat einen eigenen Charakter. Ihre Die Enden verhalten sich wie Beine von Figuren, die springen, laufen oder tanzen.

Ein abstrakter Begriff und ein konkretes Objekt treffen sich hier. Minimalismus darf schön aussehen! Eine Schleife ist zwar eigentlich etwas Dekoratives und Vergängliches, aber in der Kunst kann eine Schleife endlich Ewigkeit erhalten.

Immer, wenn ich mich einem neuen Motiv nähere, stelle ich fest, wie viel in so einem kleinen Alltagsding stecken kann – praktisch, metaphorisch und auch etymologisch.

Eine Schleife ist eine super praktische Möglichkeit, um etwas zusammenzubinden, das man problemlos wieder auflösen kann. Schleifen zu binden muss man erst lernen, und wenn man es Kindern beibringt, merkt man erst was für eine komplexe Handlung das ist.
Vielleicht fällt Dir auch das Bild „Ceci n’est pas une pipe“ von René Magritte dazu ein, denn genauso wie eine gemalte Pfeife keine Pfeife ist, ist eine gemalte Schleife keine Schleife. 😉

Die meisten empfinden Schleifen als feminin. Man denkt an Geschenke und schöne Verpackungen. Aber es gibt auch die Gedankenschleife, Warteschleife, Zeitschleife, Endlosschleife, Dauerschleife. Am Ende des Lebens gibt es dann die Kranzschleife – wenn man genug Menschen kennt, die sich an einen erinnern wollen.
Schleifen sind vergängliche Schönheiten. Sie können verzieren und, wenn sie nur groß genug sind, verdecken. Manchmal ist die Enttäuschung groß, wenn unter der Monster-Schleife ein Mini-Geschenk hervorkommt …