Wuppertal – Kunst im Von der Heydt-Museum
Erinnerungen an Wuppertal
Wuppertal ist vielleicht nicht der Touristen Hot Spot, aber es ist immer interessant, einen Ort zu besuchen, an den man nur eine schemenhafte Erinnerung hat, und zu überprüfen, ob davon noch irgendetwas abrufbar ist. Wuppertal hat für mich durch seine Topographie etwas von San Francisco, und da sich Erdmassen in menschlichen Lebensaltern selten von selbst ändern, ist zumindest die Bergigkeit der Stadt gleich geblieben.
Im Von der Heydt-Museum war mir allerdings keiner der Räume oder Werke mehr präsent, die ich damals besucht hatte. Dabei hat sich der Bestand an Kunstwerken wahrscheinlich in den letzten Jahrzehnten nicht wesentlich verändert. Ohnehin wird ja immer nur ein winziger Teil des Vorhandenen ausgestellt. Also – auf mit frischem Blick!
Ich hatte auf Original Arbeiten von Carl Grossberg gehofft, ein Maler aus Wuppertal mit einer merkwürdigen Lebensgeschichte, den ich zufällig bei einer Internetrecherche entdeckt habe ( >> Hier mehr zu Carl Grossberg). Leider gab es aber nur ein einziges, eher untypisches Bild von ihm in der Dauerausstellung zu sehen. Aber 2026 gibt es im Von der Heydt-Museum eine >> Retrospektive des Malers und damit Grund für einen neuerlichen Wuppertal-Besuch. Ist halt Pech, wenn man zu früh dran ist im Leben …
Meine Von der Heydt-Highlights
Ich fotografiere eher wenig bei Museumsbesuchen, bereue das später meistens, aber das Fotografieren hält eben auch ab vom Hinschauen. Dann rennt man nur noch rum und knipst alles ab. Aber zumindestens ein paar Eindrücke will man doch behalten. Diese „Holländische Nähschule“ von Max Liebermann zum Beispiel hat mich berührt. Es sieht zunächst alles so heimelig aus, und die Malerei ist fantastisch anzuschauen. Wenn ich mir aber dann vorstelle, selbst eine der kleinen Näherinnen zu sein, graust es mich eher …

Weniger problematische Emotionen habe ich dagegen bei diesen Malerei-Miniaturen von Auguste Renoir, Studien vielleicht zu größeren Gemälden. Wobei – nicht immer bekommt das Bild mehr Ausdruck, wenn es größer ist, manchmal passiert eher das Gegenteil. Irgendwie spielt der Rahmen bei diesen Arbeiten eine große Rolle – ohne die Rahmen wären die Bilder nicht solche Hingucker. Ein feines Arrangement!

Die Skulpturenliebe schlägt wieder zu
Diese auf den ersten Blick vielleicht wild wirkende Zusammenstellung von Skulpturen aus verschiedenen Epochen und Kulturen fand ich eine sehr schöne Idee. Es zeigt, dass bei aller Unterschiedlichkeit es auch sehr viele Gemeinsamkeiten in der Darstellungsweise gibt, vor allem bei menschlichen Figuren. Und dass die europäische Bildhauereikultur ein Teil von einem großen Ganzen ist.


Subjektive Auswahl aus der Kunstgeschichte
Im Nachhinein muss ich oft überlegen, warum ich eigentlich dieses oder jenes Bild fotografiert habe. Manchmal ist es die Art der Darstellung, wie bei dem kleinen Gemälde von Patinir (oder Umfeld), das um 1500 entstanden ist. Es ist eine Zeit, in der man zwar vieles schon naturalistisch wiedergibt, sich aber gleichzeitig nicht an die Realität hält, sondern religiöse Symbolwelten zeigt. Diese wunderbare Freiheit geht im Lauf der nächsten Jahrhunderte immer mehr verloren und kehrt erst im 20. Jahrhundert wieder.
Dann gibt es Bilder wie das von >> Ferdinand Hodler, die mich ansprechen, weil ich sie grafisch so eindrücklich finde. Was für eine dynamische Diagonale! Oder andere, bei denen mich Komposition und Ausdruck beschäftigt, wie bei dem Werk von >> Friedrich Overbeck. Die sitzende Figur ist hier im Grunde in eine Eiform eingeschrieben, und dieses Oval wiederholt sich noch einmal in dem frontal dargestellten Gesicht. Durch die gegenläufige Stellung der Arme bekommt das Bild aber Leben und bleibt nicht langweilig.
Die dargestellte Frau ist übrigens >> Vittoria Caldoni, die in den 1820er und 30er Jahren ein beliebtes Modell der in Italien arbeitenden Künstler war und die über 100-mal portraitiert wurde. Ich finde ja dieser etwas unbestimmte leere Blick scheint auszudrücken, dass das ständige Modellsitzen eine recht trostlose Angelegenheit war. Oder ist es ein Symbolbild für den heute oft beschworenen „Mental Load“?



Eine kleine Entdeckung
Eine kleine Entdeckung war dieses nur knapp 40 cm große Bild von Gerhard Richter. Trotz seiner 60 Jahre Lebenszeit wirkt es für mich immer noch frisch und zeitgenössisch. Einen Moment lang habe ich überlegt, ob ich es mir nicht unter den Arm klemmen und mitnehmen kann … 😉

Was noch in Wuppertal?
Es gibt natürlich noch mehr Kunst in Wuppertal: an verschiedenen Orten tauchen immer mal lustige Skulpturen auf, die an >> Tuffi erinnern, das Elefantenmädchen, das 1950 aus der Schwebebahn in die Wupper sprang. Und wenn man etwas Forschergeist und Lauffreude mitbringt, kann man Einiges zur Industriekultur der Stadt entdecken. Eine echte Rarität sind auch diese gemalten Papiertapeten im >> Engels-Haus.



Info:
Von der Heydt-Museum
Kunst- und Museumsverein | Wall 24 a | 42103 Wuppertal
>> Von der Heydt-Museum, Wuppertal
>> Hier kann man die Sammlung digital entdecken
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